Drauß’ vom Walde …

Ein Akita-Weihnachtstraum




Drauß’ vom Walde komm ich her,
ich kann euch sagen, da duftet’s gar sehr!
Denn Fuchs und Wildschwein, Hase und Reh –
hinterlassen so herrliche Fährten im Schnee!

 Lautlos jag’ ich durch die sternklare Nacht…
Wild – was auch immer – nimm dich in Acht!
Meine Augen strahlen, die Beine fliegen –
warte nur, Beute, ich werd’ dich kriegen!

 
Plötzlich, halt: Welch ein köstlicher Duft!
Witternd halt’ ich meine Nas’ in die Luft...
Da erscheint zwischen Bäumen ein stattlicher Hirsch.
Ich duck’ mich zu Boden, begeb’ mich auf Pirsch…

Leise, ganz leis, schleich ich auf ihn zu…
Spring plötzlich hervor - vorbei mit der Ruh!
Der nächtliche Wald zum Leben erwacht.
Heißa, welch Spaß! Wie lieb ich die Jagd!



Ich presch durch’s Gebüsch; Schnee wirbelt auf.
Der Hirsch schlägt Haken, setzt den Abhang hinauf.
Ich hetze ihm nach. Unterholz knackt und bricht.
Mein Puls rast; Zweige streifen mein Gesicht.

Da trägt der Wind eine Stimme zu mir.
Es ist die meines Frauchens: „Kaiko - hier!“
Ich zögere kurz. Und dann mach’ ich kehrt...
Allein bis hierher war's das Vergnügen wert!

Kaum berühren meine Pfoten den pulvrigen Schnee...
Ich laufe, ich renne. Das ist Leben! Juchhe!
„Kaiko…?“ Ich keuch’; ras’ zum Haus hinauf.
Und dann… schlag’ ich plötzlich die Augen auf...




Aus der Küche herbei weht ein köstlicher Duft.
Ich wittere Hirschfleisch, reck’ die Nas’ in die Luft.
Dann steht der Napf vor mir; mit ´nem saftigen Stück!
Kein Traum! Nein, was habe ich heut’ für ein Glück!

Mein Blick schweift zum Halsband, dort an meinem Platz.
Nass ist es, erdig – wie nach einer Hatz.
Nach Nadelzweig’ duftend. Doch das nicht allein:
Nach Hirsch riecht es, wirklich, ganz leise und fein!


Von drauß’ vom Walde komm ich her…

 

Gaby & Kaiko November 2002